Whoops-Operationen und ihre Folgen

Sarkome können überall im Körper auftreten und unterscheiden sich in ihrem Ursprungsgewebe und ihrer biologischen Aggressivität. Ihre Behandlung ist jeweils unterschiedlich. Sarkome werden häufig durch eine Operation entfernt. Eine Operation ist jedoch oft nicht die erste Behandlung oder Maßnahme. Wird ein Sarkom ungeplant entfernt oder entpuppt sich eine Struktur erst während der Operation als Sarkom, sprechen Experten von einer „Whoops-Operation“ ("Whoops" als Ausdruck der Überraschung). In diesen Fällen wurde das Sarkom möglicherweise nicht fachgerecht entfernt.

Whoops-Operationen haben schlechtere onkologische, funktionelle und kosmetische Ergebnisse als geplante Operationen. Der Behandlungsaufwand nach Whoops-Operationen ist höher, die Therapie teurer und belastender. Bei Sarkomen von Armen und Beinen kommt es häufiger zu Amputationen.

Einfache Merkmale von Sarkomen helfen Whoops-Operationen zu vermeiden: 

  • Sarkome fallen meist als Raumforderung von einer geschätzten Größe über 3-5 cm auf (als Anhaltspunkt: ein Tischtennisball ist 4,2 cm groß).
  • Sarkome neigen dazu, an Größe zuzunehmen.
  • Wenn eine Raumforderung schmerzhaft ist oder Beschwerden verursacht, ist das immer ein Warnzeichen.

Bild - Board - Biopsie – Sarkome frühzeitig erkennen und richtig behandeln

Richtlinien für die Behandlung von Sarkomen sind in der sogenannten S3-Leitlinie „Adulte Weichgewebesarkome“ festgelegt. Es gibt eine Version für medizinische Fachkreise und eine Version in laienverständlicher Sprache.

Die S3-Leitlinie umfasst über 200 Empfehlungen und mehr als 100 Seiten Text. Nicht alle Ärztinnen und Ärzte können einen Überblick über alle Empfehlungen aus Leitlinien für seltene Erkrankungen wie Sarkome kennen und sofort anwenden.

Chirurgische Experten und Delegierte der chirurgischen Fachgesellschaften in der Leitlinienkommission haben daher die 10 wichtigsten Empfehlungen der Leitlinie gewählt, kommentiert und zusammengefasst. Die Veröffentlichung ist unter folgendem Link nachzulesen:

Ten recommendations for sarcoma surgery: consensus of the surgical societies based on the German S3 guideline.

 

Bild-Board-Biopsie: Die 10 wichtigsten Leitlinien-Empfehlungen im Video  

 
 

Führen Sie primäre Exzisionen nur bei oberflächlichen
Raumforderungen bis zu einer Größe von 3 cm durch. 

Prof. Dr. Marcus Lehnhardt, Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum

 

Veranlassen Sie vor einer Sarkomresektion eine MRT-Bildgebung.

Prof. Dr. med. Christoph Pöttgen, WTZ Essen

 

Nehmen Sie vor einer Sarkomresektion eine Biopsie. 

Prof. Dr. med. Jendrik Hardes, Tumororthopäde, WTZ Essen

 

Stellen Sie alle Sarkom-Fälle präoperativ in einem multidisziplinären Tumorboard vor, dem mindestens ein/e Sarkom-Experte/in angehört. 

Prof. Dr. med. Lars Lindner, Sarkomzentrum LMU München

Bieten Sie Sarkom-Patient/innen im Stadium III eine präoperative Therapie an. 

Prof. Dr. med. Stefan Rieken, Sarkom-Zentrum Göttingen 

 

 

Führen Sie Sarkom-Resektionen als weite Resektion mit dem Ziel der R0-Resektion durch. 

Prof. Dr. med. Jens Jakob, Sarkom-Zentrum Mannheim 

Streben Sie bei Extremitäten-Resektion ein Extremitäten-erhaltendes Vorgehen an.

Ass.-Prof. PD Dr. med. Dimosthenis Andreou, WTZ Essen 

 

Führen Sie ohne Nachweis von Lymphknotenmetastasen keine systematische Lymphadenektomie durch. 

PD Dr. med. Anna Dupreé, Sarkom-Zentrum UKE Hamburg 

 

Machen Sie Fadenmarkierungen auf dem Präparat, damit Patholog/innen eine dreidimensionale Orientierung erhalten können.

Prof. Dr. med. Eva Wardelmann, Sarkom-Zentrum Münster 

 

Überweisen Sie Sarkom-Patient/innen nach R1-Resektionen an ein Sarkom-Zentrum. 

Anne Wöhnl, Administrative Koordinatorin Sarkom-Zentrum Göttingen 

 

Das Projekt „Bild, Board, Biopsie – Sarkome frühzeitig erkennen und richtig behandeln“ hat zum Ziel, die TOP TEN der S3-Leitlinie für Sarkome weiter zu verbreiten. Es wird von der niedersächsischen Krebsgesellschaft, der Deutschen Sarkom-Stiftung, und den Sarkomzentren der Universitätsmedizin Mannheim und Göttingen sowie dem Universitätskrebszentrum Göttingen unterstützt. 

 

 Ein gemeinsames Projekt von: 

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Gefördert durch die Benefizaktion "Hand in Hand in Norddeutschland" von der Niedersächsischen Krebsgesellschaft. Auf Antrag von Jennifer Ernst und Jens Jakob. 

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